Island Wanderfahrt – RC KST

Island Wanderfahrt – RC KST

Wo rudert man, wenn man alles in Europa schon gesehen hat?
Irgendwie kamen einige darauf, dass man dies in Island machen könnte. Fertig geplant und alles gebucht hatten wir das für den Spätsommer 2020. Leider kam dann Corona und wir mussten die Fahrt genau 5 Tage vor dem Start absagen, da Island uns nicht herein lassen wollte. Der teuerste Teil um mit einem Bootsanhänger nach Island zu kommen ist die Fähre der Smyril-Line. Die Fährgesellschaft hatte uns glücklicherweise angeboten die Buchung ohne Stornokosten auf 2022 zu verschieben. So kulant waren leider weder alle Hotels noch einige Fluggesellschaften. Eigentlich sollten nur ein paar Autofahrer mit der Fähre fahren, der Rest fliegen. Allerdings waren, auch durch die Pleite einer Fluggesellschaft, die Flugpreise derartig explodiert, dass 10 von 14 Teilnehmer auf der Fähre mitfuhren.

Quelle: RC KST

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Freitag Mittag ging es mit einem Geländewagen und einem Kleinbus los. In Schleswig-Holstein hatten wir Hütten (Schlafwagen) auf einem Campingplatz gebucht. Hier stiegen auch Patrik und Corinna aus dem Neuwied dazu.

Am nächsten Morgen ging es weiter, einmal komplett durch Dänemark bis zur äußersten Nordspitze nach Hirtshals. Das Beladen der Fähre verlief noch schlimmer als befürchtet. Man lotste unseren Bootsanhänger aufs obere Autodeck (was OK ist) und wies uns dann an eine rechtwinklige Kurve zu fahren. Mit parkenden Autos rechts und einer Stützwand auf der anderen Seite, wirklich witzig. Erst als zwei der Ruderer ausstiegen, um hinten rechts und links zu sichern, fiel dem Personal auf, was das Problem sein könnte. 5cm schmaler und wir wären nicht rum gekommen. Der Rest der Fähre war allerdings hervorragend. Gute Kabinen, eine Happy Hour an der Theke für Bier von den Farörern und ein wirklich gutes Abendbüffet. Am zweiten Tag gönnten wir uns einen Hot-Tub auf dem Oberdeck. Um klarzustellen, die MS Norröna ist kein Kreuzfahrtsschiff im klassischen Sinne, aber sie bietet für die fast 4-tägige Überfahrt eine Menge Beschäftigung.

Am zweiten Tag passierten wir die Shetland Inseln. Ein echtes Highlight. Am Morgen des dritten Tages erreichten wir die Faröer Inseln mitten im Nordatlantik. Für die knapp 5 Stunden Aufenthalt hatten wir uns eine Bergwanderung ausgesucht. Zunächst mit dem Linienbus nach Velbastaður (einem alten Fischerdorf an der Südküste) und von dort zu Fuß über die Berge zurück. Für beide Richtungen zu Fuß, hätte die Zeit nicht gereicht. Wir waren pünktlich zurück in Torshavn und konnten sogar noch etwas durch die Hauptstadt der Faröer schlendern, bevor wir wieder zurück aufs Schiff mussten. Nach dem Ablegen für unser Schiff spektakulär durch die farörsche Inselwelt

Am nächsten Morgen kamen in Seyðisfjörður auf Island an. Leider bei typisch isländischem Schmuddelwetter. Nebel, Nieselregen und kalt. Eigentlich sollten wir uns beim Zoll noch die Boote desinfizieren lassen, damit wir auch auf isländischen Binnenseen rudern durften. Der Zoll erklärte uns allerdings dies sei seit letztem Jahr nicht mehr nötig. Also ging es in die Nebelbänke der Paßstraße nach Egilsstaðir. Schön, wenn man von der Landschaft noch etwas anderes als Nebel gesehen hätte, 10m Sichtweite. In Egilsstaðir sammelten wir noch unsere Flugreisenden am Hotel ein (waren am Vorabend angereist) und fuhren weiter durch die Berge nach Neskaupstaður zu unserer ersten Unterkunft. Eigentlich hatten wir vor direkt aus dem Fjord an dem die Fähre anlegte dorthin zu rudern, aber das scheiterte am Nebel. Unser Hotel konnten wir am Vormittag leider noch nicht beziehen, deshalb luden wir ab, brachten die Boote zu Wasser und ruderten auf dem hiesigen Ford los, gen Norden. Der Wellengang machte sogar unseren Inriggern zu schaffen, so dass nur ein Boot den nördlich gelegenen Mjóifjörður erreichte, der Rest gab vorher auf. Der Rückweg ging deutlich schneller und als wir an unserem Strand wieder anlegten, stellten wir fest, dass hier der örtliche Kajakklub beheimatet war. Wir wurden freundlich empfangen. Unser Hotel hatte große Appartements mit Küche, so dass wir problemlos selbst kochen konnten. Eigentlich wollten wir heute ins nächste, südliche gelegene Fjordsystem zum Reyðarfjörður wechseln. Angesichts von Wind und Wellen und auch einer miesen Sicht von wenigen 100m Metern verwarfen wir diesen Plan jedoch. Statt dessen drehten wir eine große Runde durch das hiesige Fjordsystem. Etwas mehr Sicht auf die umliegenden Berge wäre schön gewesen, wir sahen immer nur die unteren 100m Höhenmeter, aber ansonsten konnten wir rudern. An zwei Stellen waren die Wellen etwas unangenehm, aber meist waren sie lang genug, um entspannt bei 2m Wellenhöhe zu rudern. Am Abend mussten wir dann unsere Boote aufladen und zu unserem Quartier nach Eskifjörður bringen. Ein recht einfaches Haus, ohne Kochgelegenheit, so dass wir Essen gehen mussten. Was leider auch ziemlich teuer war.

Die eigentlich geplante Ruderstrecke am nächsten Tag scheiterte daran, dass der Wind sich zu einem ausgemachten Sturm gesteigert hatte. Wir entschieden uns den Anhänger mit den aufgeladenen Booten zum nächsten Quartier zu bringen und stattdessen auf das Touri- Programm zu wechseln. Entlang des Sees Lagarfljót bei Egilsstaðir fuhren wir nach Süden zum Wasserfall Hengifoss. Nebenbei hätten wir heute auch auf dem Lagarfljót nicht rudern können, der Sturm war zu stark. Von einem Parkplatz am Ufer des Sees führt ein recht gut ausgebauter Wanderweg knapp 400m entlang eines tiefen Taleinschnitts mit Wasserfällen aufwärts zum Hengifoss. Der Wind war so heftig, dass man vorsichtig laufen und sich teilweise festhalten musste. Die Aussicht auf den Wasserfall und von oben auf das Tal des Lagarfljót belohnte die Mühe.

Da auch am nächsten Tag an Rudern nicht zu denken war, sollte mit den Autos ein Ausflug zu den Vogelfelsen von Borgarfjarðarhöfn an der Nordküste gemacht werden. Leider war es für Papageientaucher schon etwas spät im Jahr, so dass wir nur einen einzigen zu sehen bekamen, aber sonst war der Weg spektakulär und auch unterwegs genossen wir bei einigen Zwischenstops die Aussicht auf Klippen, Felsen und die endlose weite einer arktischen Flussmündung.

Der Aufbruch in Hochland am nächsten Morgen führte über eine serpentinenreiche, aber gut ausgebaute Straße aus dem Tal des Lagarfljót. Angesichts von Wind und Temperaturen um 2° stellten wir Boote bei unserem Quartier, der Berghütte Laugarfell ab und fuhren ohne Anhänger weiter zum Stausee Hálslón. Dieser See ist relativ neu, ca. 25 km lang und durch den Bau von zwei gewaltigen Staumauern entstanden. Sein oberes Ende liegt unmittelbar am Vatnajökull, dem größten Gletscher von Island. Fürs nächste Mal fanden wir eine passende Einsatzstelle und bewunderten noch eine Furt (natürlich ohne sie zu passieren). Danach fuhren wir weiter zum Hafrahvammagljúfur, dem wohl spektakulärsten Canyon von Island unmittelbar unterhalb der Staumauer. Die Zufahrt zum zugehörigen Parkplatz ist nicht nur unbefestigt, sondern auch für 2-Rad-Fahrzeuge nicht zu empfehlen. Wir machten eine längere Wanderung in den Canyon, die Aussicht von oben ist spektakulär, aber auch der Abstieg ist sehenswert. Allerdings kommt man nicht ganz nach unten bis zum Wasser. Danach ging es zurück nach Laugarfell zu unserer Berghütte. Nach dem kalten und windigen Tag war der Hotpot vor der Hütte eine angenehme Entspannung.


Abendessen und Frühstück auf der Berghütte war für Ruderer noch ausreichend und für isländische Verhältnisse auch nicht allzu teuer. Am nächsten Tag ging es 200 km über die nördliche Ringstraße in Richtung Myvatn. Die Luftlinie wäre erheblich kürzer gewesen, aber da hier nur Hochlandrouten gewesen wären, mussten wir den Umweg nehmen. Die Ringstraße führt durch spektakuläre Täler und über Hochebenen, die eher aussehen, als wäre man auf dem Mond. Langweilig wird es hier sicher nicht. Wir machten noch einen Abstecher zum Dettifoss, dem wahrscheinlich gewaltigsten Wasserfall Europas. Wem man hier etwas weiter läuft kommt man sehr nah an die Abbruchkante der vielen Wasserfälle heran. Nächstes Highlight ist das Thermalgebiet des Krafla Vulkans. Einmal kann man hier bis unmittelbar an einen herrlich blauen Kratersee heranfahren (kleiner Tip der Parkplatz ist für Bootsanhänger nicht so geeignet) und ein Stück weiter gibt es ein frisches Lavafeld, wo es blubbernde Schlammlöcher gibt und es noch überall aus dem Boden raucht. Zum Schluss erreichten wir den Myvatn bezogen unser Quartier und genossen das erste Nordlicht. Die Hütten waren recht einfach, aber OK. Das zusätzlich gebuchte “Jugendherbergsquartier” war nicht so berauschend. Wir durften aber immerhin die Küche und den Essraum nutzen.

Nun war endlich mal wieder rudern angesagt. Zusätzlich zu den Inriggern wurde auch der Baumgaren Coastal Einer abgeladen und wir drehten eine große Runde über den Myvaten. Allerdings war es sehr schwierig eine Einsetzstelle zu finden. Wir sind uns auch nicht sicher, ob das ganze erlaubt ist. Wir wurden von einer Ranger-Patrouille befragt, die sich aber schließlich mit unseren Erklärungen zu unseren Vorsichtsmaßnahmen zufrieden gab. Die Runde, bei gutem Wetter und toller Fernsicht auf die umliegenden Vulkane war grandios. Zum Schluss kurvten wir mit den Booten in einem Nebenarm um steil aufragende Lavapyramiden herum. Unser Landdienst hatte während wir ruderten eine mehrstündige Wanderung auf den Vulkan Hverfjall gemacht. Von Land aus besichtigen wir nach dem Rudern die berühmte, wassergefüllte Grotte und machten eine lange Wanderung durch das Lavafeld Dimmuborgir. Einige fuhren zum Abschluss noch zu einem nahegelegenen Geothermalfeld und bewunderten Schlammspucker und Raucher. Jetzt stand der nächste Landtransport an mit dem Ziel Eyjafjörður. Allerdings gabe es unterwegs natürlich das Touristen-Highlight Goðafoss. Gegen Mittag erreichten wir Akureyri am Südende des Eyjafjörður. Gleich zum Beginn des Ortes, direkt nördlich des Flughafens fanden wir einen öffentlichen Yachthafen, wo wir abladen und die Boote ins Wasser bringen konnten. Sofort nach dem losrudern begegneten uns die ersten Wale direkt im Hafenbecken. Weiter nördlich hatte wir dann zwar mit einigem Gegenwind zu kämpfen, der aber nach einigen Buchten wieder weniger wurde. Wegen des guten Wetters ruderten wir sogar weiter als eigentlich geplant. Vorbei an unserem Quartier bei Amarnes, bis nach Árskógssandur. Hier konnten wir die Boote an einem Strand im Hafenbecken deponieren. Der Landdienst brachte uns zurück zum Quartier. Das “Amarnes Paradies” kann man uneingeschränkt empfehlen. Zimmer rund um einen zentralen Aufenthaltsraum mit Küche, mehr kann sich ein Wanderruderer nicht wünschen.

Dank der Überstunden vom Vortag war die heutige Strecke relativ kurz. Bei schönen Sonnenschein, aber auch einigem Gegenwind ruderten wir nach Dalvik. Im Hafenbecken fanden wir eine Rampe, wo wir die Boote heraus nehmen konnten und auch den Anhänger parken. Die Zimmer in der örtlichen Jugendherberge waren nur wenige Meter entfernt. Der zweite Teil der Gruppe schlief in Hütten am Orteingang, etwa 1 km entfernt. Hier gabe es auch einen HotPot.

Am nächsten Morgen war das Ziel der Ólafsfjörður, ein tiefer Nebenarm des Eyjafjördur. Allerdings war diese Strecke komplett ohne die Möglichkeit zum Abbruch, was uns etwas nervös machte. Auf der gesamten Strecke waren nur steile Felswände. Wegen etwas Wind wurde zunächst auch recht nah am Ufer gerudert, aber mit der Zeit wurden die Ruderer mutiger und trauten sich weiter vom Ufer weg. In dieser Gegend sind die meisten Walsichtungen und wir hofften auf Kontakt. Und wirklich für einige Zeit schwammen Delfine parallel zum Boot, teilweise mit nur 10m Abstand. Walsafari mit dem Ruderboot. Die Einfahrt in den Olafsfjördur führte um ein spektakuläres Kap herum. Nach einigem Suchen fanden wir dann auch im örtlichen Hafen die Bootsrampe und konnten unsere Boote heraus nehmen. Von hier war es etwa in halber Kilometer bis zu unseren Hütten, die am oberhalb des Fjordes liegenden See waren. Wir hatten sogar überlegt, ob man bis auf den See rudern könnte, aber dies wäre höchstens kurz der Flut möglich gewesen. Zu anderen Zeiten war auf dem Zufluss leichtes Wildwasser. Jede Hütte hatte einen eigenen Hotpot, wir entspannten im warmen Wasser. Der Bootstransport hatte heute ein besonderes Handicap zu überwinden. Einen einspurigen Tunnel mit Ausweichstellen für den Gegenverkehr. Mit einem 17m Anhängergespann nicht wirklich lustig.

Die Etappe herum um die Nordspitze und in den Siglufjörður herein machte sehr nervös. Sie war lang und ohne Zwischenstop. Wir starteten extrem früh, um möglichst wenig Wind zu bekommen. Wir hatten große Glück über weite Strecken hatten wir wenig Wellen, so dass wir mit unseren Inriggern keine Probleme bekamen. Die Ruderstrecke führte vorbei an hohen, steilen Klippen, vorbei an vielen Vogelfelsen. Wir passierten den Héðinsfjörður, einem völlig unbewohnten Nebenarm (der sich auch für einen Abbruch nicht geeignet hätte) und erreichten den Siglufjörður. Hier musste man um eine Untiefe mit einigen Klippen einen großen Bogen fahren. In der Einfahrt kamen dann noch komische Strömungen zusammen, die plötzlich mächtige Wellen aufwarfen. Während der ganzen Einfahrt standen wir unter neugieriger Beobachtung von einigen Seerobben. Angekommen im Hafen nahmen wir unsere Boote über eine Rampe heraus, verluden sie auf dem Anhänger und überlegten was wir jetzt mit dem angefangenen Tag anfangen sollten. Leider Boot Siglufjörður nicht besonders viel, oder er gar nichts. Unser Hotel hatte automatische Schlösser, die erst um 17 Uhr öffneten. Alle Gaststätten schlossen bereits um 16 Uhr und sonst hatte auch fast nichts offen. Wenn man das dritte Mal durch den “Tante Emma Laden” geschlurft ist, wird das auch langweilig. Der Versuch mit dem Auto eine tolle Passstrasse zu erkunden, scheiterte an einer Baustelle. Immerhin konnten wir den Wirt des Fish and Chips Ladens überreden uns um 16:50 noch 14 Portionen zu verkaufen. Die konnten wir dann auf den Gang unseres Hotels verzehren. (Die Zimmer hatten keine Tische.)

Admin

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